Unplugged Informatik in Gujarat, Indien (Teil 2)
Wie Studierende CS Unplugged nutzen, um selbst zu lernen. (10.04.2025)
Förderjahr 2024 / Stipendium Call #19 / ProjektID: 7223 / Projekt: Algorithmic Problem Solving in Unplugged Computer Science Outreach Activities

In Indien habe ich meine Arbeit mit CS-Unplugged-Aufgaben in einem Workshopformat vorgestellt. Relativ spontan ergab sich die Situation, dass ich bei einer Studierendenpräsentation dabei sein durfte. Die Studierenden haben ihre selbstgebastelten, vol

Plastikrohre zum Sortieren

Hallo und willkommen zurück :) Wie versprochen erzähle ich heute mehr über die Studierendenpräsentationen, welche ich relativ spontan besuchen durfte. Sunitha Vadivel Murugan hatte meinen Workshop am IIT Gandhinagar in Gujarat, Indien, besucht und mich spontan eingeladen, die Präsentationen ihrer Studierenden am nahe gelegenen DA-IICT zu besuchen.

Sie erzählte mir, dass sie einen hands-on Ansatz in ihrer Lehrveranstaltung verfolgt, um Studierende mit Sortiernetzwerken vertraut zu machen. Dazu müssen die Studierenden einen physischen und funktionsfähigen Komparator eines Sortiernetzwerks bauen.

Ein kurzer Einblick: Sortiernetzwerke!

Kippmechanismus

Stellen wir uns vor, wir haben zwei Zahlen – zum Beispiel 7 und 5 – und möchten sie in aufsteigender Reihenfolge bringen. Dafür müssen wir sie miteinander vergleichen und, falls nötig, vertauschen. Ein Komparator schaut sich zwei Werte an und sagt uns, welcher größer beziehungsweise kleiner ist. Danach muss man nur noch dafür sorgen, dass sie in die korrekte Reihenfolge gebracht werden.

Ein Sortiernetzwerk besteht aus vielen solcher Komparatoren, die miteinander verbunden sind. Wenn man es richtig konstruiert, sortiert es automatisch alle Eingabewerte, egal in welcher Reihenfolge sie ursprünglich eingegeben wurden.

Der Ansatz von Sunitha, ihre Studierenden genau diese Logik physisch in Projekten umsetzen zu lassen, hat mich sehr fasziniert. Die Studierenden mussten sich nämlich überlegen, wie sie aus einfachen Mitteln wie Papier, Karton, Plastik oder Holz einen Mechanismus bauen, der zwei Werte miteinander vergleichen kann, z.b. ein Kippmechanismus. Dann muss nur noch dafür gesorgt werden, dass die beiden Elemente in die richtige Reihenfolge gebracht werden.

 

Begeisterte Studierende

Die Projektpräsentation war in einer Art Showroom organisiert, und Besucherinnen und Besucher konnten wie durch eine Ausstellung gehen. Ich habe mir die Zeit genommen und alle Projekte im Detail angesehen und mit den Studierenden gesprochen. Sie alle waren so begeistert, und ich habe sehr viele Einblicke bekommen, wie ihnen das Basteln dieses Mechanismus selbst so viel über den algorithmischen Charakter des Sortierens beigebracht hat. 

Die Kreativität die ebenfalls in diesen Projekten steckte konnte nicht verborgen werden. Eine Gruppe benutzte Rohre, andere Karton, eine Gruppe arbeitete sogar mit Magnetismus. Mir war bis dahin nicht klar, dass man Sortiermechanismen in so unterschiedlichen Set-Ups bauen kann.

Sie erzählten, dass sie durch dieses Projekt erst richtig verstanden haben, wie Sortiernetzwerke im Hintergrund funktionieren. Die Studierenden waren auch sehr dankbar über mein Feedback und empfanden es als eine Ehre, dass eine österreichische Forscherin, die zu Gast in Indien ist, sich die Zeit für ihre Projekte nimmt.

Ich empfand das im Gegenteil: Ich war dankbar, dass Sunitha mich eingeladen hat. Die Projekte der Studierenden waren unglaublich wertvoll, und dass ich bei diesem Event dabei sein durfte, war ein großes Geschenk.

Mich persönlich hat es sehr bestärkt, da ich wieder einmal gesehen habe, wie wertvoll unplugged Interaktionen sein können. Nicht nur bei Schulkindern, sondern auch bei Studierenden in Indien. Eine Erinnerung, die ich in Zukunft sicherlich noch häufiger als Anekdote erzählen werde. :)

Kippmechanismus aus KartonRampe mit Kippmechanismus

 

Martina Landman

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Ich bin wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin auf dem Gebiet der Informatikdidaktik an der TU Wien mit Fokus auf die Entwicklung von algorithmischen Problemlösestrategien bei Schülerinnen und Schülern während «unplugged»-Workshops. Nach mehrjähriger Lehrtätigkeit in Informatik und Mathematik zog es mich in die Forschung. An der TU Wien bin ich wesentlich an der Organisation und Leitung des «TU Wien Informatics eduLAB» beteiligt. Dort führen wir gemeinsam mit Studierenden innovative Schulworkshops mit Schulklassen der Schulstufen 2-12 durch. Diese Umgebung bietet mir ein ideales Setting zur Forschung in der Informatikdidaktik bieten, um neue Lehr- und Lernmethoden zu entwickeln, auszuprobieren, erforschen und evaluieren. Mit meiner Arbeit möchte ich die Informatikbildung, in Österreich aber auch international, bereichern und dazu beitragen, dass komplexe informatische Inhalte einfach und verständlich für Schülerinnen und Schüler, sowie der allgemeinen Bevölkerung zugänglich sind.

Skills:

Informatikdidaktik
,
CS Education Research
,
Qualitative Videoanalyse
,
Master of Education
,
CS Unplugged
,
Hobbymusikerin & Kaffeejunkie
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