Förderjahr 2020 / Project Call #15 / ProjektID: 5102 / Projekt: 7Energy
Das Bild stammt vom Brettspiel Keep Cool, Creative Commons Wikimedia.
In den bisherigen Beiträgen dieser Reihe haben wir über die Motivationen der Spieler gesprochen. Das Potential der Erneuerbare Energiegemeinschaften ist sicherlich zum einen durch diese Motivationen gekennzeichnet: intrinsische Motivationen wie z.B. CO2 einsparen, lokales Gemeinschaftsgefühl in mehr Bereichen leben und stärken - oder extrinsische Motivationen wie z.B. größere Stromverbraucher wie Elektroauto oder Wärmepumpe, die dann sowohl als Pufferspeicher genutzt werden können; ihrerseits aber viel mehr Strom verbrauchen, der dann auch durch Solarenergie gewonnen werden soll.
Da sind wir schon bei dem nächsten Faktor: diese Spielelemente wie PV-Anlage, Speicher, Elektrofahrzeuge, Wärmepumpe, etc. und auch nicht zu unterschätzen: die unterschiedlichen Verbrauchsprofile. Welche Möglichkeiten der Eigenverbrauchsoptimierung haben diese Teilnehmer für sich genommen und in welchen Gruppen sollten sich Energiegemeinschaften bilden? Welche Spielertypen benötigen welche Anreize, um ihren Verbrauch zu optimieren? Wie können sie die benötigten Verhaltensänderungen bzw. Verbrauchsänderungen komfortabel durch Automatisierung oder eben spielerisch durch Gamifizierung umsetzen? Hierzu haben wir schon Berechnungen und erste Simulationen für die potentiellen 7Energy Plattformnutzer vorgenommen.
Maßgeblich waren auch Annahmen zu den Ortsnutzungstarifen. Nur, wie im letzten Blogbeitrag “Wer macht hier die Spielregeln” erläutert, haben die österreichischen Netzbetreiber zum einen beschlossen nur sehr langsam - und in Stufen, den Spielraum zu erweitern: D.h. wir können nicht gleich mit größeren Gemeinschaften starten, sondern nur Gemeinschaften um einzelne Solaranlagen herum bilden. Zum anderen gibt es nur im Lokalbereich, d.h. unterhalb der Ortsnetzstation, die höchste Reduktion der Netznutzungsentgelte: 57%. Für Gemeinschaften die sich im Regionalbereich zusammenschließen, gibt es nur die um 28% verringerte Netznutzungskosten [quelle].
Das bedeutet zum einen es gibt eigentlich mehr Bedarf für “intelligente Vernetzung” in dem stufenweisen Ansatz. In Stufe 1, also im kommenden Jahr, wird immer nur um 1 Erzeugungsanlage 1 Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft gebildet werden dürfen. Durch das Gamifizierungskonzept erhalten die Spieler Anreize und Informationen, wie sie optimal weitere Spieler anwerben. Dabei gilt es insbesondere Verbrauchsprofile mit Erzeugungsanlagen und Speicher- bzw. Verbrauchsverlagerungspotentialen zu matchen. Wenn die Stufe 2 freigeschalten wird vom Regulierer: also, wenn mehrere Erzeugungsanlagen in einer EEG erlaubt werden, dann gilt es diese lokalen Zellen möglichst auch erst im Lokalbereich zusammenzuschließen, um zusätzlich Netznutzungskosten zu optimieren. Natürlich bei gleichzeitiger Optimierung des Eigenverbrauchs innerhalb Gemeinschaft.
Klingt kompliziert? Ist es auch! Deshalb ist es wichtig, die Koordination über richtige Bereitstellung der Information als auch den Spielertypen passenden Anreize zu gewährleisten.
Ist es komplizierter als es sein müsste? Das auch. Die niedrigen Kosteneinsparungspotentiale zusammen genommen mit dem Aufwand des stufenweises Vorgehen machen es unmöglich, eine Plattformökonomie, die ja auf schnelle Skalierung basiert, auf wirtschaftlich eigenständige Beine zu stellen. Für die 7Energy Plattform heißt das: wir müssen “pivoten”, oder auf Deutsch - neu ausrichten. Wir müssen schauen, welche anderen evtl. weiter dezentralisierten Geschäftsmodelle sich besser eignen.
Denn wir haben zwei wichtige Dinge über unsere Mitspieler herausgefunden: Es mangelt nicht an intrinsischer Motivation. Fast allen Interessenten waren die gesellschaftlichen Vorteile der lokalen Versorgung durch sauberen Strom wichtiger als die Kosteneinsparungen. Das Potential durch Energiegemeinschaften auf Erneuerbare Quellen umzustellen sind 41%. In der Tat wird die Energiewende dezentralisiert sein: im Bereich Verkehr wird es größtenteils private Umstellung auf Elektroautos, im Bereich der KMU haben Dienstleister und Kleinbetriebe viel Potential. Im produzierenden Bereich, könnte man zusätzlich die Abwärme lokal verwerten. Haushalte haben ein Energieaufbringungspotential zu 100% aus Erneuerbaren. Auch die Landwirtschaft, mit vielen Innovationen auf dem Vormarsch wie z.B PV integriert mit der Beschattung der Pflanzen, ist vielversprechender Vorreiter der dezentralisierten Energiewende.
Wo es an politischem Willen mangelt, können Menschen gerade durch Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften, Dinge selbst in die Hand nehmen und die Energiewende für sich und zukünftige Generationen mitgestalten. Auch interessant, bei manchen sind es sogar die jüngeren Generationen, die für die Eltern und Großeltern ein Konto bei 7Energy anlegen.
In unserem nächsten Beitrag wird es dann darum gehen, wie denn nun der Pivot aussehen wird. Den könnt ihr im 7Energy Forum diskutieren und mitgestalten, aber wir wollen natürlich auch die verschiedenen Technologien wie PV-Anlage, Speicher, Inselanlagen, usw. nicht zu kurz kommen lassen.