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AsTeRICS Grid ist in der Matrix
Barrierefreier Messenger-Client für das offene Matrix-Protokoll (06.05.2025)
Förderjahr 2023 / Projekt Call #18 / ProjektID: 6735 / Projekt: AsTeRICS Grid

Messengerdienste ermöglichen es uns ständig und live mit unseren wichtigsten Personen in Kontakt zu bleiben. Ist das auch für UK-Nutzer*innen möglich, die keinen normalen Messenger am Handy verwenden können? Ja - mit AsTeRICS Grid.

Der Fokus der meisten UK-Apps liegt auf Kommunikation über Piktogramme mit persönlich anwesenden Gesprächspartnern. In vielen Fällen ist diese Art der Kommunikation am sinnvollsten, vor allem wenn es um Spracherwerb geht. Für manche UK-Nutzer*innen ist aber auch die Möglichkeit live mit anderen über das Internet in Kontakt zu treten interessant - wie das bei allen Nicht-UK-Nutzer*innen ja kaum mehr wegzudenken ist. Das war der Startpunkt für die Idee AsTeRICS Grid um Messenger-Funktionen zu erweitern, wie wir sie aus WhatsApp und Co. kennen.

Kurz ein Blick auf den Stand der Technik - welche Apps bieten bereits eine solche Funktionalität? Die Recherche zeigt: sowohl Communicator 5 von Tobii als auch Grid 3 von Smartbox haben eine Möglichkeit für ein "Accessible WhatsApp". Es ist toll, dass es diese Möglichkeiten gibt, aber sie haben auch zwei entscheidende Nachteile: erstens sind diese beiden Apps sehr teuer die Preise liegen im Bereich von 1000€ oder mehr. Zweitens ermöglichen die "Accessible WhatsApp-Apps" nur einen Zugang zur Web-Version von WhatsApp mit bestimmten barrierefreien Bedienelementen. Etwas anderes ist auch gar nicht möglich, da WhatsApp keine offene Plattform ist.

Für eine Integration in AsTeRICS Grid war daher klar, eine offene Plattform zu verwenden. Die Entscheidung fiel auf Matrix, einem offenen Messengerprotokoll. Ähnlich wie E-Mails hat auch Matrix die folgenden entscheidenden Vorteile: (1) Matrix ist offen für die Verwendung von verschiedenen Clients, also Apps, welche Nachrichten schicken können. Daher war es auch kein Problem AsTeRICS Grid zu einer Matrix-Messenger-App zu machen. (2) Das Matrix-Protokoll ist dezentralisiert, das heißt man ist nicht von einem einzigen Anbieter abhängig. Genau wie bei E-Mails ist es möglich, Nachrichten von einem Matrix-Anbieter zu einem anderen zu schicken. Dadurch besteht (hoffentlich) die Chance, dass Matrix auf lange Frist erhalten bleibt.

Ein weiterer Vorteil der direkten Integration in AsTeRICS Grid (im Gegensatz zur Integration von WhatsApp Web in den kommerziellen Apps) ist die Möglichkeit der Erstellung von komplett individualisierten Chat-Oberflächen. Diese können textbasiert sein, ähnlich wie in einem gewohnten Messenger, oder viel einfacher gehalten, nur mit Piktogrammen. Im einfachsten Fall wäre auch ein Ja / Nein Messenger möglich, womit man einfach nur auf Fragen des Gegenübers antworten kann.

Abbildung 1: Textbasierte vs. piktogrammbasierte Messengeroberfläche in AsTeRICS Grid
Abbildung 1: Textbasierte vs. piktogrammbasierte Messengeroberfläche in AsTeRICS Grid

Somit können nun also Nutzer*innen von AsTeRICS Grid mit ihren wichtigsten Personen online in Kontakt bleiben. Die Gesprächspartner können dabei einen beliebigen Matrix-Client verwenden, z.B. Element (verfügbar für Android, iOS, Desktop). Weiters ist es nun auch erstmals möglich, dass UK-Nutzer*innen online direkt miteinander in Kontakt treten, wenn beide AsTeRICS Grid verwenden. Dabei können gebildete Piktogramm-Sätze auch direkt als Bild gesendet werden - eine Möglichkeit, die in den teuren, kommerziellen Apps nicht vorhanden ist.

Die neue Matrix-Integration in AsTeRICS Grid kann mit einem Klick einfach in dieser Demo-Konfiguration ausprobiert werden. Es gibt auch eine englische Doku zur Matrix-Integration.

Video: ein AsTeRICS Grid-User chattet mit einem anderen

 

Tags:

barrierefrei barrierefreiheit Unterstützte Kommunikation

Benjamin Klaus

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Technik hat mich immer schon fasziniert und dementsprechend wählte ich auch meine Ausbildung. Nach der HTL in St. Pölten studierte ich Softwareentwicklung an der TU Wien und danach "Health Assisting Engineering" an der FH Campus Wien. Noch faszinierender wird Technik für mich, wenn sie Menschen eine echte Hilfe ist, das Leben bereichert und lebenswerter macht. Der Bereich der Assistierenden Technologien ist ein Forschungsgebiet, in dem genau das Wirklichkeit wird: Menschen mit Behinderung bekommen durch Technik wieder neue Perspektiven und können sonst undenkbare Möglichkeiten für Teilhabe und Selbstbestimmung (wieder-)erlangen.

Ich durfte an der FH Technikum Wien in zwei Forschungsprojekten zu Assistierenden Technologien mitarbeiten und habe dabei ein besonderes Interesse für Unterstützte Kommunikation (UK) entdeckt. Dieses Teilgebiet der Assistierenden Technologien beschäftigt sich mit der Frage, wie Menschen ohne Lautsprache Wege zur zwischenmenschlichen Kommunikation eröffnet werden können. Eine Möglichkeit dafür sind Apps für Kommunikation über Symbole. Mit "AsTeRICS Grid" haben wir an der FH Technikum Wien eine freie Software zu genau diesem Zweck entwickelt, die ich nun im Rahmen von netidee weiterentwickeln darf.
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